Integratives Entwerfen
EXISTENZMAXIMUM radical:common
“Wir sprechen eine andere Sprache. Sie sagen: Repräsentation. Wir sagen: Experiment. Sie sagen: Identität. Wir sagen: Vielheit. Sie sagen: die Banlieus in den Griff bekommen. Wir sagen: die Stadt durchmischen. Sie sagen: Humankapital. Wir sagen: artenübergreifende Allianz. Sie sagen: Bei uns gibts Pferdefleisch. Wir sagen: Lasst uns aufs Pferd steigen, um zusammen dem globalen Schlachthof zu entkommen. Sie sagen: Macht. Wir sagen: Kraft. Sie sagen: Integration. Wir sagen: Open Source. Sie sagen: interdisziplinär. Wir sagen: undiszipliniert. Sie sagen Mann/Frau, schwarz/weiss, Mensch/Tier, homosexuell/heterosexuell, Israel/Palästina. Wir sagen: Du weisst schon, dass deine Wahrheitsproduktionsmaschine nicht mehr funktioniert?”
(Paul B. Preciado, Ein Apartment auf dem Uranus – Chroniken eines Übergangs)
Es ist an der Zeit gemeinsam radikal anders zu denken.
Konfrontiert mit sich wandelnden gesellschaftlichen Realitäten, den eintretenden Konsequenzen eines fortschreitenden Klimawandels, geopolitischen Umbrüchen, sich verschärfenden Verteilungsungerechtigkeiten und einer Kommodifizierung der Architektur sind wir als Planende herausgefordert unsere gesellschaftliche Rolle und Mechanismen in der Produktion von Raum und Stadt zu hinterfragen.
Ganz im Sinne des im archplus 220 beschriebenen NORMCORE, wollen wir die Radikalität des Normalen untersuchen. Hierbei geht es um die Befreiung der Architektur von der Vermarktbarkeit als Objekt hin zu kulturellen Gefäßen mit sozialer Programmierung. Weg von den Erwartungsräumen der aktuellen Wohnbauproduktion und hin zu baulichen Strukturen, die ressourceneffizient, kostengünstig und nutzungsoffen Ermöglichungsräume für eine diverse Stadtgesellschaft sind.
Wie kann so das Gewöhnliche, Serielle, Einfache und Leistbare auch das Wilde, Unkonventionelle und “Andere” ermöglichen? Wie kann man anstatt der Sicherstellung eines knappen Existensminimums eher den baulichen Rahmen für ein befreites Existenzmaximum anstreben?
Die Ambivalenz des Begriffes Common als „das Gewöhnliche“ einerseits und „das Geteilte“ andererseits soll dabei als Potential gesehen werden all diese Überlegungen ganz nach den Überlegungen von Silvia Federici mit einem neuen Verständnis von Gemeinsamkeit, Gemeinschaftlichkeit und Kooperation zu durchdringen.
Wir wollen uns dabei mit einem realen urbanen Kontext auseinandersetzen. Die sich in Transformation befindliche Stadt Paris mit ihrer hohen Dichte und kultureller/gesellschaftlicher Vielfalt erscheint uns hier als passendes Reallabor.
Wir werden am Anfang des Semesters in Kollaboration mit anderen LVAs über Vorträge, Research und Diskussion einen dichten Raum schaffen um uns dann Ende Oktober in einer einwöchigen Exkursion ein Bild der Transformationsprozesse und Architekturproduktion (Bruther, Lacaton & Vassal, Plan Comùn, LAN, l’AUC,…) in Paris zu machen.
Zurück in Wien wird in Workshopformaten und in wöchentlichen Labortagen dann ein Entwurf in Einzelarbeit entstehen. Dabei gilt es stets den Gedanken des radikalen Anderen zu verfolgen, Grundlage für einen common spirit zu schaffen und diesen in eine bauliche Struktur im Pariser Kontext zu übertragen.
12.0h, 15 ECTS
vereinzelt Sondertermine zum Austausch
mit anderen LVAs
KICK-OFF
Do 6.10.22 um 10 Uhr
EXKURSION PARIS
ca. 24.10. - 29.10.
INTENSIVTAGE
ca. 29.11. - 02.12.