Entwerfen

On Time

On Time

The Chronopolitics of the Built Environment 

 

Zeit ist ein so allgegenwärtiger Aspekt unseres Lebens, dass die Bedeutung, die ihr in Architektur und Planung zukommt, vielfach übersehen wird. Das forschungsgeleitete Entwerfen On Time wendet sich der Zeitlichkeit des gebauten Raumes zu und macht die Chronopolitik des städtischen Alltags zum Gegenstand einer architektonischen Reflexion. 

 

Die Stadt ist geprägt vom Aufeinandertreffen einer Vielzahl verschiedener Zeiten und Rhythmen, die den Alltag wie auch die Entwicklung der Stadt formen: sich zyklisch wiederholende Prozesse, gesellschaftliche Entwicklungen von langer und mittlerer Dauer, lineare Ordnung der Zeit, die Rhythmen von Arbeit und Reproduktion, durchbrochen von momenthaft auftretenden Ereignissen. Sie alle hinterlassen Spuren in der Stadt und entscheiden über ihren weiteren Verlauf. Zeit prägt die Stadt und gleichzeitig prägt Stadt auch die Zeit: Es sind unsere materiellen Umgebungen, die Städte, Wohnungen und gebauten Räume, in denen wir leben, die uns in unseren täglichen Handlungen, in unseren Lebensweisen maßgeblich unterstützen oder einschränken. Die physischen Infrastrukturen des Alltags bestimmen mit über individuelle Zeiterfahrungen und kollektive Zeitverhältnisse.

Hinzu kommt, dass die urbanistischen Perspektiven von Politik und Architektur, von Planung und demokratischer Teilhabe alle eine Realisierung möglicher Zukünfte in den Raum stellen – als eine Auswahl von Möglichkeiten, über deren Umsetzung erst im politischen Streit entschieden werden muss. Die Gewissheit, dass die Zukunft offen und veränderbar ist, dass es Alternativen zum Hier und jetzt gibt – und dass über sie entschieden werden muss – ist keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil: Die Gegenwart als Möglichkeitsraum der Veränderung ist, was eine gelebte Stadtgesellschaft erst hervorbringen kann. Den verschiedenen Formen von Zeitlichkeit, von Rhythmen und Geschwindigkeiten, Linien und Brüchen widmet sich dieses Entwerfen.  

Wien wird zum Ausgangspunkt unserer Beschäftigung mit der Zeitlichkeit des Raumes: 

Wie beeinflussen die Rhythmen von Lohnarbeit und unsichtbarer Reproduktionsarbeit die Architekturen des Wohnens? Was bedeutet die Entgrenzung der Arbeit, von 24/7 für das urbane Zusammenleben? Wer hat Zeit, wer hat keine und inwiefern ist Zeit eine Dimension sozialer Gerechtigkeit? Welche Auswirkung haben Konjunkturzyklen, Grundstücksspekulation und Renditeerwartung auf die Stadt? Welche Rolle spielen eigentlich die Geschichte von Macht, Herrschaft und Kolonialität in der zeitpolitischen Entwicklung der Stadt? Und wie soll man eigentlich Planen, wenn uns die vorhersagbare Zukunft zunehmend abhandenkommt? Eine Auseinandersetzung zwischen Rhythmusanalyse und spekulativem Entwerfen.

Lecturers
Michael Klein, Jerome Becker
253.N96
8h, 10 ECTS
Place
Projektraum 2
Dates
Di 14 - 18 Uhr

KICK-OFF
7.10.25
Registration
via TISS Pool Bewerbung
mit Portfolio
Examination modalities
aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung
Entwicklung eines Projekts:
Projektpräsentationen
Visualisierung
Dokumentation
Textliche Darstellung des Projekts