Review
Barcelona 2025 - wohnen und arbeiten in der linearen Stadt
Das Studio Wohnbau und Entwerfen führte uns im Sommersemester 2020 nach Barcelona. In einem großen vormaligen Gewerbegebiet zwischen Montjuic, dem Industrie- und Logistikbezirk mit Hafen der Zona Franca und L’Hospitalet de Llobregat entsteht durch die kommende Ansiedlung großer globaler digitaler Player ein neues Stadtentwicklungsgebiet für Wohnen und neues Arbeiten. Rückgrat und Impulsgeber der systematischen Transformation des monothematischen Gewerbegebietes in ein dynamisches Viertel mit einer Überlagerung von Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kultur und Bildung wird ein 2km langer linearer Strip entlang der Hauptverkehrsachse parallel zur Küste hinein in die Innenstadt Barcelonas. Neben der Strategie eines kontinuierlichen Addieren, Ausfüllen, Ersetzen, Ergänzen mit neuen Nutzungen innerhalb des Gewerbegebietes soll die ergänzende Strategie einer linearen Siedlungsstruktur vor allem eine große zusammenhängende Dichte von neuem Wohnraum in Kombination mit zukünftigen Arbeitsräumen garantieren. Nachdem eine der Kernfragen dieses Gebietes neben dem leistbaren Wohnen quer durch die Generation vor allem aber auch das neue Wohnen und Arbeiten der (Post)Millenials sein wird, stellen wir die Frage an die Hauptzielgruppe selbst- die jungen Studierenden: Wie wollt IHR in Zukunft wohnen und arbeiten?
Im Dialog mit La Salle Campus Barcelona hat der Forschungsbereich Wohnbau und Entwerfen mit seinem Studio mit mehr als 500 Studierenden zum Think Tank für das neu zu entwickelnde Gebiet.
Von Barcelona lernen heißt auch von der Einfachheit und Genialität des Plans von Ildefonsa Cerdá für Eixample mit seinem Raster der quadratischen Häuserblocks mit abgeschrägten Ecken (Chaflanes) zu lernen – einem einfachen System, welches Vielfalt und Differenz bei gleichzeitiger Einheit und Zusammengehörigkeit ermöglicht. In diesem spezifischen Teilbereich der Stadt entlang der großen Verkehrsinfrastruktur wird aber nicht das Raster, sondern die sequentielle lineare Struktur zum Ausgangspunkt des Agierens.
Das lineare Areal wird zur linearen Stadt mit gleichzeitigen vertikalen Überlagerungen von Lebens- und Arbeitsweisen. Kernfrage wird die Neudefinition von leistbarem Wohnen quer durch die Generationen und neuem Arbeiten in der Stadt. Welche Potentiale bergen die Überlagerungen von Co-Living und Co-Working, neuem Handwerk und Industrie zwischen analog und digital, in der Stadt verteilten Lehr- und Lernräumen, neuen Freizeitaktivitäten und der sich verändernden Mobilität? Wie lösen wir räumlich die großen Fragen der Schnittstelle von Privat zu Öffentlich, von Individualität und Gemeinschaft?
Das Studio gibt ein klares Regelwerk vor, in welchen sich die Studierenden auf einen klaren individuellen von ihnen zu behandelnden Bereich innerhalb eines Sektor konzentrieren, und im Austausch mit ihren jeweiligen NachbarInnen zur kleinsten kommunizierenden Einheit einer großen zusammenhängen Stadtstruktur werden. Teilbereich für Teilbereich entsteht so eine lebendige Stadt und ein Modell für die unmittelbare Zukunft.